Hemd im Glück

Seit fünf Jahren kooperiert die Akademie der bildenden Künste Wien, im Rahmen von „AgidS – Akademie geht in die Schule“, mit dem gemeinnützigen Verein „PROSA“.

PROSA – VIELMEHR FÜR ALLE – Verein für Bildung, Wohnen und Teilhabe, entstand 2012 als Initiative zur Bildungsförderung junger Menschen mit Fluchterfahrung. Jungen Menschen, in laufenden Asylverhandlungen die keinen Zugang zum Bildungssystem in Österreich haben, wird hier die Möglichkeit geboten, den Pflichtschulabschluss nachzuholen.

In dem Schulfach „Kreativität und Gestaltung“ begegnen einander PROSA – Schüler_innen und Studierende der Lehrveranstaltung „Vermittlungsformate für gestalterische – handwerkliche Praktiken“, des Institutes für das künstlerische Lehramt, Studienrichtung „Gestaltung im Kontext – technisches und textiles Werken“.

Im Sommersemester 2018 wurde seitens der Studierenden das Spiel „Hemd im Glück“ als Lehr- und Lernformat entwickelt. Thema, Inhalt, Format und Fragestellungen erarbeiteten Studierende in der Gruppe zu Beginn der Lehrveranstaltung. Der Plan für die Zusammenarbeit mit den PROSA – Schüler_innen wurde erstellt und die Aufgabenstellung, in Gruppen Hemden nach der Idee des Talisman-Hemdes herzustellen, formuliert.

Das Hemd an sich – in den meisten Kulturen symbolisch aufgeladen – bot sich als geeignetes Objekt für dieses multikulturelle Projekt an. Das Talisman – Hemd, ein als Talisman dienendes Kleidungsstück, findet sich im gesamten islamischen Kulturkreis. Es wurde mit Versen, Zahlen, Bildern und Symbolen versehen und sollte dem Träger Schutz und Wegleitung sein. Die Idee, glücksverheißende Symbole und Formen auf ein Werkstück zu bringen erschien geeignet um in unterschiedlichen Techniken bildhaft zu arbeiten.

Unser Anliegen war, die einzelnen Rollen in diesem Projekt hierarchisch zu ebnen und eine gegenseitige Lehr/Lernsituation zu erzeugen. In den Arbeitsgruppen unterstützen Studierende und Schüler_innen einander gegenseitig, denn auf beiden Seiten gab es Expert_innen. Einmal hatten Schüler_innen durch ihre langjährige Beschäftigung in Textilfabriken mehr Erfahrung im Umgang mit Nähmaschinen als Studierende, dann wieder halfen Studierende bei der bildlichen Konkretisierung der Ideen.

DIE UMSETZUNG

Die Gruppen, bestehend aus Schüler_innen und Studierenden wurden entsprechend der Spielidee durch Ziehen von Themenkarten ermittelt. Zu den Themen Wege, Träume, Sprache und Natur assoziierten alle Teilnehmenden gemeinsam Begriffe die in Bilder, Zeichen und Symbole übersetzt wurden. In Näh- und Drucktechniken konnten die Entwürfe auf A3- Format große Stoffteile übertragen werden. Die individuell entstandenen Teile wurden dann zu einem kollektiven Hemd, zusammengesetzt. Die Grundform des Hemdes ist sehr einfach gehalten und entsprechend der Urformen der Bekleidung aus geraden Teilen zusammengesetzt. So entstand ein gemeinschaftliches Werk, das die unterschiedlichsten Vorstellungen von Glück und glückbringenden Symbolen widerspiegelt.

DAS SPIEL

Am Ende der Lehrveranstaltung wurde durch das Spiel „Hemd im Glück“ erlerntes Fachwissen über Techniken, Materialien und Gewandformen spielerisch abgefragt und in Erinnerung gerufen. Die Spielregeln waren folgende: Jede Gruppe hat eine Spielfigur und würfelt. So viele Augen am Würfel stehen, so viele Felder darf man vorrücken. Wenn eine Figur auf einem Feld zu stehen kommt wo es eine Abkürzung gibt, kann eine Karte gezogen werden. Auf dieser steht eine Frage, die entweder durch zeichnen, pantomimisch darstellen oder verbal erklären von der eigenen Gruppe erraten werden muss. Die Gruppe die als erstes das Ziel erreicht, hat gewonnen.

Text: Mag Marianne Zahel

Teilnehmer_innen: